Donnerstag, 28. Juli 2011

790km am 26.07.2011

Satbild 15 Uhr
 Nachdem der letzte wirklich gute Tag 6 Wochen zurück liegt versprach die Mehrzahl der Modelle am Dienstag brauchbare, partiell aber sicher überentwickelte Bedingungen. Wetter-Jetzt hatte für den Bayerwald 400km im Programm was das Potenzal dieses Tages unterschätzte. DWD war mit dem Toptherm deutlich besser.
Das Satbild am Nachmittag zeigt das Wetter an diesem Tag ganz gut. Sehr inhomogen mit abgeschirmt, dann wieder viel Blau und dazwischen geniale Konvergenzlinien. Das bedeutete fliegerisch immer wieder umschalten von Vollgas auf MC0.5 und vor allem große Umwege.
Flug im OLC
Wenn man die Gesamtstrecke zusammenrechnet kommt Seeyou auf 966km. Der Flug war also nicht so langsam wie er sich im OLC mit nur 92km/h Schnitt darstellt, er war einfach nur extrem Zick-Zack mit Kursabweichungen von teilweise 80 Grad. Ich glaube an einigen Stellen hätte man das viel besser und direkter fliegen können, vor allem mit Satbild im Flieger. Denn im Nachhinein wäre auch ein großes Dreieck um Nürnberg rum locker möglich gewesen aber die Front im Westen vom Thüringer sah für mich sehr weitflächig aus was sie aber gar nicht war.
Start gegen 10:30 und erste Bummerl am Pröller, Oberpfälzer sieht noch besser aus aber erst mal hinkommen
Kaitersberg schon eine schöne Wolke
 Hinterm Kaitersberg stand der nächste Bart schon perfekt gezeichnet am Hohen Bogen so daß die Querung Chamer Becken zum Oberpfälzer diesmal sehr einfach war wo ich mit ca. 1400 MSL ankomm und eine für diese Uhrzeit geniale Optik vorfinde.

perfekte Wolkenoptik am Oberpfälzer Wald (Schwarzkopf)
 Von da fliege ich weiter Richtung Ochsenkopf (Fichtelgebirge bei Bayreuth) und dann bis knapp hinter Sonneberg im Thüringer Wald. Nur bei Erbendorf flieg ich einige Wolken falsch an und muss mich wieder etwas ausbasteln da ich für den Direktanflug der extrem gut aussehenden Wolken über dem Ochsenkopf zunächst zu tief bin.
typische Wetteroptik am ersten Schenkel
Ich wende bei Sonneberg weil zum einen der Weiterweg nicht mehr gut aussieht und vor allem der Rückweg langsam fraglich wird weil riesige TCU in den Himmel spriessen.

Am Rückweg vom Thüringer ziemlich schattig

Mein Plan ist nun übers Erzgebirge zu fliegen und dann zwischen Prag und Karlsbad durch ein freies Dreieck  einzubauen. Ich fliege über Hof Richtung Erzgebirge und muss dann das Vorhaben abbrechen da sich ein riesiger AC Schirm über CZ breitgemacht hat.
Dieser Schlenker waren schon 50km Umweg, leider.
Weiter gehts Richtung Straubing wobei ich mich wieder westlich halte da der komplette Oberpfälzer und Bayerwald total überentwickelt hat.
an der Donau entlang die beste Linie, links der Bayerwald, rechts der Gäuboden
Auch am Bayerwald entlang gibts eine super Strasse an der Waldkante. Ist ja oft so daß es dann dort am besten geht wenn der Hauptkamm überläuft. Durch die Abkühlung fließt die kühle Luft dann in das Donautal ab und trifft dort auf die von der Sonne aufgewärmte Luftmasse so daß sich dann dort eine Konvergenz bilden kann. Obwohl es schon 2 Uhr vorbei ist will ich wenigstens noch bis zu den Alpen kommen und halte mich soweit wies geht südlich und komm so bis Fürstenzell (südlich Passau).
Ich kann mir wenigstens nun ein Bild machen vom geplanten Alpeneinstieg über Passau - Hausruck - Scharnstein aber erstens ist jetzt bis zum Hausruck keine einzige Wolke mehr und zweitens sind die Alpen selber total übergelaufen so daß ich das Alpenvorhaben auf ein anderes Mal verschiebe.
Auf alle Fälle sind die Distanzen so, daß man vom Sauwald aus gut überblicken kann ob eine Querung mit der LS4 Sinn macht und zur Not bieten sich ja Schärding und Ried/Kirchheim als Absaufflugplätze an so daß man meines Erachtens hier die Querung ohne Aussenlanderisiko machen kann.
Bei Fürstenzell mit Blickrichtung Ried/Kirchheim, wenig einladend hier, ich kehr um.
Es geht wieder rauf bis Weiden und dann wieder Retour. Jetzt sehr viel Schatten unter riesigen TCU Schirmen die in der Inversion auseinandergelaufen sind. Aber ich kenn die richtige Seite und trotz sehr mieser Wetteroptik immer wieder gute Linien. Man muss sich vom Gedanken trennen daß viel Sonne gute Thermik bedeutet. Oft sind es eben die labilen Tage wo es selbst bei 10% relativer Sonneneinstrahlung trotzdem noch viel besser zieht als an einem Tag mit kleinen Warmluftbummerln.

abgeschattet aber trotzdem gehts wie sau, die Wolke links neben dem Panel zog mit 3m
Wie oft am abend zieht das Zeug auf der Sonnenseite, das beste Steigen fast neben der Wolke.

dann wieder blaue Löcher
Da ich für eine Landung in EDMS noch etwas zu hoch bin, versuche ich noch den Südwesthang Pröller zu erreichen wo ein paar Bummerl stehen. Ich komm da mit 1000 MSL recht tief an aber der Versuch war OK da ich noch mit 150-200m AGL in Straubing angekommen wäre. 
Tatsächlich erwisch ich von unten raus 0.5m Steigen noch um fast 19 Uhr und gewinn in dem Bart der nach oben raus immer besser wird (am Schluss fast 3m integriert) mehr als 1000m. Während ich in dem Bart häng der diesmal wirklich exakt an der von mir vermuteten Stelle abgeht bildet sich über mir noch ein richtiger TCU.
Am Südwesthang Pröller die letzte Thermik
Mit der Höhe flieg ich noch bis Deggendorf Dreitannenriegel und lande dann in EDMS nach LX9000 angezeigten 800km, OLC machte aber 790 drauss. Man hätte durchaus noch länger fliegen können aber alle OLC Schenkel waren eh weg.
Für die ganz langen Strecken ist es einfach entscheidend die ersten Schenkel sehr lange zu machen damit man hinterher maximal flexibel ist wenn die Bedingungen schwieriger werden.


Sonntag, 24. Juli 2011

Neue Informationen Alpeneinstieg

nach einigen Informationen aus dem Segelflugforum von entsprechenden Locals aus Scharnstein etc. hier wohl die 2 besten Alternativen zu meiner Route (links) am Chiemsee Unterwössen.
Das thermisch einfachste ist wohl ungefähr Richtung Sonnen starten, dann die Donauquerung östlich Passau im Sauwald, der höchste Berg dabei ist der Haugstein.
Danach gehts zum ersten Windrad am Hausruckwald. Von dort für triebwerklose Segelflieger sicher die beste Variante, da 2 Absaufflugplätze an der Schlüsselstelle nun Richtung Gmunden und Scharnstein fliegen und dort am Hausberg der Scharnsteiner, dem Steineck wieder Thermik tanken.
Ich vermute mal die Problemzone sind die ca. 35km vom Hausruck zum Steineck.

Wegpunktdatei bei Interesse anfragen.

Freitag, 22. Juli 2011

Wetterlinks

ich wollte mal für Wetterinteressierte eine Linksammlung erstellen wo man was am besten nachschauen kann, hier ist sie. Es wurden nur kostenlose Links berücksichtigt.
Vielleicht mach ich demnächst auch noch einen Blog wie man aus diesen ganzen Datenmengen zu einer Vorhersage kommen kann.
Als Startseite eignet sich bestens die Seite der Wetterzentrale
Dort werf ich erstmal einen Blick auf die Diagramme
Interessant dort z.B. das GFS Diagramm
Auf der Karte einfach anklicken welcher Punkt einem interessiert, hier der Direktlink für den Gitterpunkt Straubing

das sieht dann eben so aus wie oben gezeigt, man sieht mit einem Blick Niederschlag, Wolken (die verschiedenen Höhenschichten) und Temperaturverlauf und sogar der Taupunkt gibt erste Hinweise auf Basishöhe (bei gutem Wetter).
Das WRF Modell ist das hochauflösende Pendant zum GFS und daraus abgeleitet und auch hier gibt es Diagramme.
Zu beachten ist daß die immer etwas später gerechnet werden, also oft nicht ganz so aktuell sind. Dafür lösen sie besser auf. Meine Erfahrung ist, daß GFS immer zu wenig Wolken vorhersagt, WRF etwas zu viel.
Will man sich einen Tag streckenflugtechnisch gezielt anschauen sind Wetterkarten aber besser da man besser beurteilen kann welche Richtung man einschlagen sollte.
Link zu den GFS Karten
Link zu den WRF Karten

Das WRF gibt es auch in anderer Darstellungsform hier http://www.modellzentrale.de/WRF/index.php

Ich mag sehr gerne das Animatorpanel da man hier sowohl Orts wie auch Zeitaufgelöste Darstellung hat. Man kann sich gleichzeitig 4 verschiedene Parameter darstellen lassen.

Da das GFS und WRF letztendlich ein Modell ist, schau ich auch immer was andere Modelle so sagen, z.B. das schweizer Modell http://www.meteoblue.com/en_GB/maps/germany
oder  das polnische Modell http://new.meteo.pl/index_en.php
die haben auch ein sehr hochauflösendes 4km Modell was bei entsprechenden Wetterlagen sogar die Konvergenzlinien überm Bayerwald/Thüringer richtig vorhersagen kann da es auch die kleinräumige Topographie besser berücksichtigt.

So ist man eigentlich bestens gerüstet eine Vorhersage über Niederschlag, Wolken etc. zu machen.

Diese Information kann man jetzt noch mit den Thermikvorhersagen von Dr.Jack und seinem BLIDS Modell kombinieren.
http://rasp.linta.de/GERMANY/
auf einen Blick nur Thermikstärke nächste 3 Tage:
http://www.drachenfliegenlernen.de/aktuell/wetter/thermikprognose/index.php

BLIDS für die Alpen:
http://www.soaringmeteo.ch/ALPSRasp/ALPSRasp.html

Für die extreme Kurzfrist eignen sich natürlich Satellitenbilder,
http://www.sat24.com/en/de
oder NiederschlagsRadar http://www.niederschlagsradar.de/

Natürlich auch interessant eder DWD Segelflugbericht:
DWD Segelflugwetterbericht
Die Qualität hängt sehr stark vom Ersteller ab, es gibt hier offensichtlich sehr gute Leute dabei aber auch gelegentlich wieder erkennbarer Mist.

Für synoptisch sehr interessierte immer wieder interessant die Spezialberichte DWD:
DWD Spezialberichte


Sonntag, 17. Juli 2011

Bayerwald JOJO mit viel Blau

als Fazit kann man sagen daß es sich ziemlich genau so entwickelte wie von den Wetterdiensten vorhergesagt. Auch die Bevorzugung der CZ-Seite des Bayerwaldes war von den Modellen so vorhergesagt worden.
Mein Ziel ist das hier:
Tschechen DMST Viereck
das sind 860km und bei homogenem Wetter und frühem Start absolut zu schaffen, theoretisch zumindest.
Klar stehen die Chancen max. 5% bei der Wettervorhersage aber einprogrammiert ist sowas schnell.
Heute wäre, selbst wenn ich den Start nicht verpazt hätte das Viereck an 2 Stellen gescheitert. Der Wendepunkt Hochficht und die ersten 100km nach CZ rein waren fast völlig blau, und der Rückweg spät abends über Oberpfälzer Wald wäre auch gescheitert wegen Warmluftadvektion, ich vermute daß auch im Blauen ab 17 Uhr dort der Ofen aus war.
Ich starte wir üblich Startpunkt Munlager da das der logische Startpunkt ist da er abends aus dem Norden kommend noch erreichbar ist. Das erfordert natürlich etwas tricksen wenn wie heute nicht mal eine Flunse überm Munlager steht sondern die ersten Wolken am Pröller stehen.
An sich ist der "Trick" einfach 1700m überm Munlager, dann kommt man mit 200m überm Pröller an und kann sich dort hochbasteln. Da überm Pröller schöne Bummerl stehen hab ich keine Zweifel daß das auch heute klappt:
Erste Wolken überm Pröller
Tja, es klappt eben nicht, es zieht nichts von den Wolken und auch ein paar Heber hinterm Pröller ziehen nur für einen 1/4 Kreis:
hinterm Pröller
es ist oft so, daß die Morgenthermik den Morgentau von den Bäumen dampft und ein paar Wolken in dem Himmer zaubert, diese sind aber einfach nur feuchte Kondensate und zeigen bestenfalls minimales Steigen an, so wars wohl auch heute.
Nachdem ich mir den Pröller von unten betrachtet hab schmeiss ich lieber den Motor. Zum Munlager zurück und alles nochmal bringt nix da es für meinen Task jetzt eh gelaufen ist.
Ich rattel zur nächsten Wolke und flieg einfach "frei" weiter.
weiter Richtung Osten siehts auch nicht super aus
jetzt kommt ein riesiges blaues Loch um zu den ersten gut aussehenden Wolken am Lusen zu kommen.
Dort komm ich dann auch recht tief und unter Kammhöhe an.
unter Kamm am Lusen
genau zum richtigen Zeitpunkt aber der rettende Bart
und endlich unter mir
ab dort gehts eigentlich ohne Problem den Bayerwald auf CZ Seite entlang. Diesmal flieg ich mitten durch die EDR LKR1 auf CZ Seite östlich Moldau, die ist am WE eh so gut wie immer nicht aktiv. Den Status kann man sich morgens immer hier anschauen:
Webbriefing CZ

Wolkengruppen, dazwischen blau
Über einzelnen Gipfeln gab es während dem ganzen Flug immer wieder schöne Wolken, dazwischen aber viel Blau und wirklich ausserordentlich große Thermikabstände. Wäre mit einer LS4 gerade so gegangen aber nur mit Glück.
Eigentlich hatte ich nur einen einzigen wirklich guten Bart mit mehr als 2m von unten bis oben, alles andere zerrupfte Blubberthermik mit fast immer 2 Steighälften im Kreis, dazwischen Saufen.
Da erinnert man sich gerne an die Tage im Mai wo es uns an gleichen Stellen noch mit Vario-Anschlag hochgerissen hat.

Am Rückweg wenn man wieder über den Lusen fliegt muss man zusehen daß man diese Region hoch genug quert oder eben erst bei Bayerisch Eisenstein. Dazwischen ist es wegen Wald praktisch unlandbar.
nichts als Wald, 2000m sind hier Minimum
die Wolken am Arber sind jetzt auch weg aber ich bin sicher daß ich an der Südwestflanke Lusen-Rachel noch Thermik bekomm, diese Flanke ist nicht nur von der Sonne angestrahlt, auch der Wind (leichter Südwind) passt wunderbar.
Thermik kommt genau da wo man sie nicht erwartet (Pfeil)
Meine Überlegungen stellen sich als falsch heraus, der gesamte Flugweg über dem Grat nicht mal vermindertes Sinken. Statt dessen dann mitten im Tal der rettende Bart für Endanflughöhe.
Hirschenstein
nur zum Spass und um das kurbeln in "Berg"-Nähe weiter zu trainieren nehm ich noch einen Bart am Hirschenstein mit. Die Hänge die vom Donautal aufsteigen gehen nachmittags bei Süd fast immer, hier bin ich eigentlich noch nie enttäuscht worden.
Am Ende sinds 410km, viel mehr war an dem Tag im Bayerwald glaube ich auch nicht machbar. Das Erzgebirge sah aus der Entfernung super aus, aber dazwischen keine Wolke.
OLC Link zu dem langweiligen Flug

Mittwoch, 13. Juli 2011

Die Thüringer Rostbratwurst

Der Flug war ein Versuch ins gute Wetter nach Norden zu fliegen. Für den Süden war mässige Blauthermik mit Thermikende 19 Uhr vorhergesagt. Für den Thüringer und nördlich gute Wolkenthermik.

mit den ersten Bummerln überm Munlager gehts aber recht überraschend für mich los gegen 10:15.
erste Bummerl am Munlager lassen auf einen tollen Tag hoffen
Dort angekommen gurke ich eine Zeitlange in 0.5m Steigen rum aber es ist Fakt daß das die einzigen Wolken in Blickweite sind. Nur überm Arber steht noch eine einsame Wolke aber das ist nicht meine Richtung und hinkommen schaff ich eh nicht.
Ich flieg mangels einer anderen Eingebung Richtung Thüringer was mich genau über Cham führt.
Chamer Flugplatz
dort versuch ich nochmal ein paar Heber auszukurbeln aber komm immer tiefer. Am Flugplatz bauen 3 Leute gerade auf. Ich werf das erste Mal den Motor an um zum Schwarzkopf zu kommen, der höchste Berg des Oberpfälzer Waldes. Dort erwarte ich eigentlich Steigen.
Schwarzkopf

Von hier kann man schon die ersten Wolken sehen Richtung Norden, da will ich noch hin.
Leider tut sich am Schwarzkopf exakt gar nichts ausser daß ich es irgendwie schaffe nur im Abwind zu fliegen obwohl ich exakt über Grat fliege und eigentlich im Hangaufwind + Thermik von der Südostseite sein sollte. Es ist wohl nicht immer alles vorhersehbar...
Später weiter nördlich stelle ich übrigens mit Hilfe einiger Flunsen fest daß sich die Aufwinde fast am Hangsockel befinden, für mich völlig unerklärlich, warum sollte sich die Thermik am Talboden vor dem Berg ablösen ?? Aber ist eindeutig so.

Ich scheiter also zunächst erneut und werfe wieder die Rattel an.

die ersten Wolken querab Weiden
nun tauchen die ersten Flunsen auf und in sehr schwieriger und zerissener Thermik (fast 30km/h Wind aus SüdOst) gehts Richtung Entenbühl wo endlich die ersten Wolken den Integrator über die 1m Marke bringen. Den ersten 2m Bart erwische ich erst querab Zell Haidberg.
Aber der Thüringer sieht bestens aus, das sieht man schon von weitem.
In der Gegend von Sonneberg erwisch ich dann einen 3m und ab da gehts recht zügig voran. Ich flieg weils so toll geht bis Kassel, dabei schaff ich die 148km Strecke von Sonneberg bis Kassel in unter einer Stunde.
Wolkenstrassen (Thüringer Rostbratwurst)
Das sind halt die Bedingungen wo man mit dem Ventus mit hoher Flächenbelastung wirklich voran kommt.
Bei Kassel wende ich schließlich weil auf einmal ein Zirrenfeld im Westen auftaucht (absolut nicht vorhergesagt).
Kassel, hier sieht alles noch super aus
 
Ich flieg wieder nach Süden, bin 350km von Straubing entfernt und das sieht auf einmal gar nicht gut aus.
 
Die Thüringer Rostbratwurst, so hat das Segelflugmagazin die Wolkenstrassen dort tituliert, hat wohl irgendeiner aufgegessen denn als ich das Nordende erreiche sieht das ganze so aus:
Rückweg am Thüringer, wo sind die schönen Wolken hin ?
Ich beginn wegen Sprit zu rechnen, nach Hause langts nicht ausser ich find noch was.

Ich quäl mich in 1m Warmluftbärten 100km weiter bis der Ofen bei Bayreuth endgültig aus ist und werf wieder mal die Rattel an. Immerhin ist das geplante Ratteln nicht weiter aufregend weil man eigentlich immer bequem von Flugplatz zu Flugplatz gleiten kann und so wenig Stress mit dem Anlassen hat für den Fall daß es mal nicht gehen sollte.
Flugplatz Weiden (rechts)
Flugplatz Schwandorf

Das Problem an dem Tag war der wesentlich schneller als vorhergesagte Frontaufzug und die damit verbundende Warmluftadvektion in den mittleren Luftschichten. Ansonsten hätte es wohl zumindest mit dem Rückweg geklappt, so wurde es eine elendige Ratteltour.
DWD schrieb am Abend:

"Aktuell zeigt sich, dass die kräftigen Gewitter im Südwesten schneller als numerisch
simuliert ost- bis nordostwärts ausgreifen (möglicherweise in einem Zusammenhang mit der
extremen Labilität)- COSMO-EU liegt hierbei realistischer als GME)."

Donnerstag, 7. Juli 2011

Einmal Kärnten und zurück

der Mittwoch wird von DWD und Wetter-Jetzt als brauchbar eingeschätzt (PFD um 500km) mit früh einsetzender Thermik und später dann einzelne Gewitter. Da ich nach dem miesen Flugwetter der letzten Wochen unter ausreichend Entzug leide räume ich schon um 8 Uhr den Ventus raus und warte auf die früh einsetzende Thermik.
Satbild gegen 9
Es ziehen einige Zirren durch und darunter mit Basis ca. 2500-3000m ganz komische AltoCumuluswolken.
Gegen 10 Uhr tauchen unter dieser Schicht einige ganz tiefe Bummerl auf mit Basis vielleicht 400m Grund die sich dann aber wieder auflösen. Ich beginn die Hoffnung etwas zu verlieren daß da heut noch was geht und bestell mir um 11 einem schönen Seppsalat in der Wallmühle. Ich überleg ob ich den Flieger wieder einräumen soll oder doch den Alpenrattler probieren soll den ich mir zwar schon vorgenommen hab aber auf den ich nicht wirklich vorbereitet bin (ausser daß ich den Aussenlandekatalog von streckenflug.at im LX9000 drin hab).
Egal, ich probiers.
Schnell den restlichen Salat aufessen und auf gehts.
Flugwege
wie man oben sieht sehe ich 3 Möglichkeiten ab Straubing in die Alpen zu kommen. (Einiges könnte falsch sein aber das ist meine momentane Sicht).
Vorbemerkung:
Auch wenn es bisher nicht von Straubing aus probiert wurde spricht nichts wirklich gegen einen Versuch auch mit einem reinen Segelflugzeug. Wenn mich eines wirklich überrascht hat dann die kleinen Entfernungen zu den Alpen aber auch innerhalb der Alpen. Anders rum gesagt: Oben am Thüringer Wald absaufen bedeutet eine viel längere Rückholaktion als von der Alpennordseite.

Weg 1 Direttissima
Die erste die ich genommen hab ist der direkte Weg wobei man zwischen Salzburg und München wegen den CTR's einen Haken einbauen muss und nicht viel Platz hat. Allerdings liegt der Luftraum C München in seiner äusseren Begrenzung bei 8500 Fuss und auch der weiter innen noch bei 6500 Fuss so daß man bei nicht zu hoher Basis diesen Bereich auch locker nutzen kann.
Salzburg selber leider Untergrenze 1372m.
Bei bereits eingesetzter Bergthermik und damit Talwind (Nord) wird  man die letzten Bummerl wohl nördlich Chiemsee finden, anschließend sollte man aber zumindest Gleitzahl bis Unterwössen (DASSU) haben. Dort empfehle ich die Webpage zu studieren wie man vom Hang in die Thermik kommt. Südlich des Platzes ist ein Nord-Hang der bei eingesetztem Talwind trägt. Danach kann man zum "Hausbart" auf die Nordseite wechseln der dort an der Südwestkante des Berges an einer Almwiese abgeht.
Als ich einflog hatte der Talwind bereits ganz leicht eingesetzt, ich war aber so hoch daß ich nicht auf die Unterwössener Hot Spots angewiesen war und wenns geht vermeide ich wenn möglich andere Segelfluggelände.

Weg 2 Passau
Hier fliegt man erst den Bayerwald runter bis Passau und geht dann auf Südkurs. Man hat wesentlich mehr Platz und damit Spielraum wenn die Bummerl nicht an der richtigen Stelle stehn. Ob der Einstieg wegen der vielen Seen günstig ist muss sich zeigen aber ich war schon öfters am Traunsee zum Kitesurfen und dort bildet sich ab 12 Uhr oft ein sehr starker Talwind (Nord) der am Feuerkogel, dem Berg zwischen Attersee und Traunsee an der Nordseite recht guten Aufwind geben sollte. Wenn der Talwind noch nicht eingesetzt hat geht wahrsch. die Südseite thermisch. Das würde ich zumindest als Einstieg probieren. Wichtig ist halt hoch ankommen daß man sich nicht ohne Alternative an den Hang schmeissen muss.
Der Flugplatz Gmunden am Eingang und Nordkante Traunsee ist aber eine gute Rückzugsmöglichkeit wenn es nicht klappt. Wenn man sehr tief ankommt sollte man den Traunsee nicht nehmen sondern sich weiter westlich in sicherer Entfernung des Flugplatzes Scharnstein halten und dort versuchen Thermik zu finden. Ich werd vor meinem nächsten Flug mal schauen wo sich die Jungs aus Scharnstein und Michelsdorf hinschleppen lassen.

Weg 3 Hinter Linz
Dieser Weg ist für ein reines Segelflugzeug sehr interessant weil dort die Alpen so nahe sind daß das Wetter visuell abgeschätzt werden kann. Leider ist es ab Freistadt im Bayerwald oftmals nicht sehr gut so daß die Hürde/Schlüsselstelle wahrsch. schon östlich Freistadt liegt. Als Absaufflugplatz bietet sich St. Georgen oder Seitenstetten an.
Dieser Weg ist OLC und DMST technisch sehr günstig weil ein großes FAI eingeschlossen werden könnte. Dazu würde der erste Schenkel nach Südost führen, dann Alpeneinstieg, weiter Richtung Niederöblarn und dann den Pinzgauer Spaziergang entlang bis Querab Chiemsee, dann Nordkurs zurück wie ich jetzt auch geflogen bin. So ein FAI hätte 613km, eigentlich nicht richtig viel.

Also zurück zu meinem Flug (Weg 1)
Ich flieg 11:30 Südkurs ab und rattel mich auf fast 2000m MSL und mach den Motor aus was ein abgleiten immerhin bis Altötting locker ermöglicht.
Ratteln ins Blaue
Ausser ein paar AltoCu Leichen keine Wolken. Ich rechne auf keinen Fall damit daß es ohne erneutes Anlassen klappt aber als ich unter 1200m MSL komm lupft es erstmals und kurz darauf bilden sich die ersten Flunsen. Ich park erstmal und gewinne Zeit, arbeite mich sehr langsam und vorsichtig mit 0.6-0.8m weiter Richtung Süden.

erste Lupfer bei Altötting
die Wolken werden mehr aber ziehn nicht unbedingt besser, mehr als 1m effektiv gibts nicht. Im Dunst taucht der Chiemsee auf.
 
hinten links Chiemsee
Chiemsee
ab dem Chiemsee werden die Wolken wieder weniger.
Ich bieg 90 Grad ab vom Kurs um eine frische Wolke anzufliegen und mach dort nochmal Maximalhöhe.
Gleitflug ins Gebirge
aber ich hab 2400m überm Chiemsee und das sollte ja locker reichen und tuts auch.
erster Grat bringt den Bart
den ersten Grat flieg ich auf der Südseite an, dort aber nur saufen, besser wirds genau oberhalb Grat und ich erwisch dort einen furchtbar turbulenten und bockigen Bart der erst weiter oben ruhiger wird.
Reiteralm
Von dort gehts weiter um die EDR-142 Reiteralpe rum und ich erwische hier auf der Südwestseite schönes thermisch unterstütztes Steigen am Hang. Der Wind kommt jetzt ziemlich genau aus Westen und hier und in der Folge alle Berge ziehen auch zusätzlich sonnenunterstützt am besten an der Südwestkante. Es ist natürlich sehr schön wenn Wind und Sonne in die gleiche Richtung arbeiten, insofern hab ich glaube ich einen sehr einfachen Tag erwischt.
Ach übrigens:
Alle hier genannten Bergnamen sind nachträglich von mir nachgeschaut worden weils mich interessiert hat. Während ich da geflogen bin hatte ich leider Null Ahnung wie das alles heisst.

Ein einzelner Kreis genügt und ich bin bereits über dem Grat. Insgesamt kurbel ich den Ventus mit ziemlicher Überfahrt nachdem ich schon am ersten Grat einmal fast Rudervollausschlag gegensteuern musste. Ausserdem vermeide ich positive Flaps in Gratnähe was schon meine Ventuserfahrung im Bayerwald war. Insgesamt bin ich mit tiefem und ehrlichen Respekt und leider auch zwischendurch einer Portion Adrenalin bei der Sache, es ist schon eher ungewohnt als Flachlandkurbler auf einmal neben so hohen Steinen zu fliegen.
Ich kurbel bis zur Wolke (2600m) und fliege Richtung Osten ab, meinem ursprünglichen Plan folgend hinter der CTR Salzburg wieder Richtung Passau hochzufliegen. Dabei wollte ich eigentlich auf der Nordseite bleiben und im Gleitbereich Flachland.
Allerdings sieht man im Nordosten ein riesiges Gewitter stehen und in den Alpen sinkt die Basis Richtung Osten extrem ab, Berge teilweise in Wolken.
Ich entscheide mich spontan um und flieg weiter Richtung Süden.
Bis jetzt war ich bequem im Gleitbereich Unterwössen aber schalte jetzt um auf Zell am See.
Es geht jetzt das Steinerne Meer entlang (Berchtesgadener Alpen) und zwar wieder an der Südwestkante die trägt wie Sau. Eine riesige Wolkenwurst zieht sich hier entlang und ich bin mit der TAS schon am gelben Bereich und muss seitlich rausfliegen.
links Steinernes Meer, im Hintergrund rechts vom Faden Zell am See
Steigen am Anschlag
Steinernes Meer (rotes S) an das sich der Watzmann anschließt
eigentlich wollte ich den Alpenhauptkamm nicht überqueren und kurz kommen Gedanken auf ob das was ich da treibe mit meinem Ausbildungsstand kompatibel ist aber ich sehe eigentlich keine objektive Gefahr bei der Basishöhe (nun 3000m) und Gleitzahl <20 (unter Berücksichtigung der tatsächlichen Erreichbarkeit durch im Weg stehende Berge) auf einen Platz.
Also flieg weiter den Wolkenstrassen und Südwesthängen folgend bis zum Katschberg (Kärnten). Dieser Abschnitt ist recht schnell aber angesichts der Zeit die ich beim Hinflug und Einstieg verloren hab muss ich jetzt trotzdem ans Umdrehen denken.
Kärnten mit Nockbergen in Sicht

Ich wähle nicht den gleichen Rückweg da mich die 3000'er der Hohen Tauern anziehen. Ich erinner mich an einen Bericht aus dem Internet vom "Pinzgauer Spaziergang" und dem was ich noch aus dem Buch vom Dinges über Alpenthermik weiss, nämlich daß dort oftmals schöne Aufreihungen stehen.
Ich nehm ungefähr Kurs Großglockner und flieg vorher an der Kesselspitze
Kesselspitze (2700m)
Hochalm (3360m) und Almkogel (3252m)
und dann an Hochalm und Almkogel vorbei.
wieder tolle Wolkenstrasse an der Südwestkante
 Der Grat der von den Hohen Tauern Richtung Salzachtal herabführt hat wieder einen Südwesthang der sehr gut trägt. Davor gehts aber nochmal ordentlich ins Lee.
Glocknergruppe und Pinzgauer Spaziergang
Der Pinzgauer Spaziergang geht entlang des Salzachtales und trägt je nach Wind und Tageszeit mal mehr an der Seite der Nordseite (morgens), zum abend hin eher Richtung Talmitte oder Südseite.
Heute ist es tatsächlich so daß 2 Wolkenstrassen entlang laufen. Auch hier könnte man wohl kreislos 50km weiter nach Westen fliegen aber ich muss zurück und quere das Tal nach Norden wo auch nochmal ein guter Bart steht.
Blick Richtung Zell am See jetzt von Süden her
Zell am See ist wieder im Nahbereich und ich quere die Kitzbühler Alpen Richtung Sankt Johann (ebenfalls Flugplatz).
Ab hier wirds ganz eindeutig thermisch schlechter und die paar Restwolken schauen nicht mehr besonders tatkräftig aus.
Jetzt gilt es Abschlusshöhe zu gewinnen und ich vermute gute Aufwinde in der Südwestmulde die die Loferer der Sonne entgegenstrecken.
Am Hang der Loferer
Das ist auch im Prinzip richtig, nahe am Hang gehts teilweise super aufwärts aber beim 8-ter fliegen und Kurven weg vom Hang genauso ins Saufen und da der Steigbereich zu kurz ist bleibt netto nicht viel übrig.
Ich flieg weiter Richtung Flachland und die Wolken sind jetzt alle gestorben.

Meine letzte Chance kommt an einem Nordwesthang. Wahrscheinlich wirkt das Tal bei Kiefersfelden nochmal kanalisierend auf den Talwind, dadurch wird die Windrichtung West mehr Richtung NordWest abgelenkt.
Talwind am Nachmittag und letzte Thermik
Dazu kommt noch der Sonnenstand im Westen so daß der U-Förmige Einschnitt sicher ein zu dieser Uhrzeit generell sehr guter Thermikspender ist.
kurz vorm letzter Aufwind, hier noch im Lee vorm überqueren auf die thermisch aktive Seite
Der Bart bringt immerhin 1.2m integriert und bringt nochmal 700 Höhenmeter ohne die ich die nächsten Bärte im Flachland nicht geschafft hätte.
Nördlich Chiemsee lupft es wieder das erste Mal und ich nehm im Blauen quälend schwache 200 Höhemeter in 0.5m mit.
Chiemsee im Nachmittagslicht
Weiter gehts mit dem ableiten der Höhe und bei Burghausen spriessen auf einmal wie bestellt lauter Bummerl.
Burghausen der rettende Bart auf 2400m MSL
Ich gewinne in einem überraschend schönen Bart 1200m mit immerhin 1.6m von unten bis oben (zwischendurch auch 2.5m integriert).

Rückflug im Dunst
Witzigerweise fällt hier die Basis (es hat unten noch ein paar Flunsen) um 800m ab so daß ich über einige Funsen drüberflieg. Die Luft ist hier klinisch tod.
Ich stelle mal wieder fest daß ich mit der nach Handbuch händisch berechneten Ventus Polare ziemlich genau hinkomm wenn ich 10% Bugs einstelle.
und wieder daheim
ich hab rückblickend betrachtet sehr viel Glück gehabt mit meiner Entscheidung für Südkurs. Im Bayerwald wärs nur max. 2 Stunden vorm Gewitter gegangen und auch Straubing wurde zwischendurch richtig nass. Das Alpenfliegen macht irrsinnig viel Spass, fast mehr als Namibia und zumindest der Bereich wo ich heut geflogen bin war immer ein Flugplatz in Reichweite und ein im Mittelgebirge erfahrener Pilot kann das denke ich bei so einer Wetterlage ohne erhöhtes Risiko durchführen.
Freue mich aber auf meinen Alpenflugkurs in Serres im August wo ich vor allem mehr Routine beim Hangfliegen gewinnen will.
Ach ja, wenn ein Alpenexperte Fehler in meinen Vermutungen/Schlussfolgerungen sieht bitte als Kommentar korrigieren.

hier noch das Video: